Eine nette Souvenir-Kritik von musicaustria.at
Memplex – Souvenir
Und die nächste CD einer jungen österreichischen Jazzformation, die zu überzeugen weiß. Wiewohl, blickt man auf die Namen der Mitglieder dieser Band, man dann schon etwas weniger überrascht ist von dem, was man zu hören bekommt. Hier haben sich Musiker zusammengetan, die sich allesamt in der heimischen Musikszene ihren Namen machen konnten und, was die ihre Fähigkeiten betrifft, längst über jeden Zweifel erhaben sind. Aber dennoch, das was Niki Dolp (Schlagzeug) und seine Kollegen Mario Rom (Trompete), Werner Zangerle (Saxophon), David Six (Piano) und Walter Singer (Bass) gemeinsam abliefern, entspricht dann doch nicht ganz dem, was man vielleicht erwarten hätte können. Die Band hat an einem Gesamtsound gefeilt, in welchem die verschiedenen musikalischen Sprachen der einzelnen Protagonisten in kunstvoller Form miteinander verwoben werden sollen. Was auch gelungen ist, hört man sich durch das soeben erschienenen Debüts „Souvenir“. Warm im Sound kommen die Stücke in weiten, sich ständig steigernden Spannungs- und Melodiebögen überaus variantenreich, verspielt und erfrischend undogmatisch daher.
Nun, für echte Jazzpuristen ist „Souvenir“ vermutlich nicht ganz das Richtige. Denn was Memplex in ihren Stücken vollziehen, ist dann doch zu sehr eine bewusste Abkehr von allem Traditionellen. Wiewohl man überhaupt sagen muss, dass man mit irgendwelchen Begrifflichkeiten in der Beschreibung der Musik dieser Formation ohnehin nicht allzu weit kommt, setzen sich Memplex doch wirklich gekonnt über diese hinweg. Vielmehr als es Niki Dolp, Mario Rom, Werner Zangerle, David Six und Walter Singer in irgendeiner Form darum geht, sich im musikalischen Wettstreit zu üben und die eigenen instrumentalen Fähigkeiten in die Auslage zu stellen, rücken sie bewusst den Gesamtklang in den Vordergrund, der erfreulicherweise fernab jeglicher Kopflastigkeit angesiedelt ist.Man hört zwar, dass es komplex und manchmal auch experimentell zugeht, spürt es aber nicht, man nimmt schon diese Vielschichtigkeit wahr, wird von ihr aber nicht erschlagen. Es ist fast so, als würde man von dem leichtfüßigen musikalischen Treiben der Band einfach mitgezogen. Der Sound offenbart sich als ein sehr eleganter und gediegener, weil ihm eben auch diese Wärme und Lebendigkeit inne sind, die ihn leicht zugänglich machen. Für zusätzlich Abwechslung sorgen die Gaststimmen von Mira Lu Kovacs und Willi Landl, die den einzelnen Nummern zusätzliche Facetten verleihen. Ebenfalls mitgewirkt hat mit Phillip Harnisch (Altsaxophon) ein Musiker, der gerade erst mit seinem Quartett eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat, dass der Jazz nicht notgedrungen sperrig interpretiert werden muss.
„Souvenir“ ist ein Album, das auf eine eigene Art wirkt. Man weiß, dass es sich bei dem Gehörten um Jazz handelt, aber so typisch nach diesem klingt er nicht. Aber wie gesagt, es geht dieser Band sowieso mehr um die Musik, denn um irgendwelche Kategorisierungen. (mt) – 29.11.2012